Es war Stockdunkel und um mich herum fing es an zu rascheln. Der naechste Morgen des Rennens hatte begonnen und die ersten Mitstreiter begannen ihre Sachen zusammen zupacken. Etwa 1,5 bis 2 Stunden vor Start begannen die Vorbereitungen wie Haengematte einpacken, Fruehstuecken, Snacks fuer den Tag in meine vordere Bauchtasche packen und sich in die noch feuchte Bekleidung zu zwengen.
An diesem Morgen war ich sehr emotional, da mich so viele Mitstreiter motivierten, da sie begeistert waren, wie gut ich bisher durch kahm. Alle waren so nett und jeder hatte jeden unterstuetzt.
Die Erste Huerde war eine Fluss Ueberquerung und dann direkt wieder in den Jungel. Wie bereits am vorherigen Tag habe ich mich gut organisiert. Dieses Mal bin ich weiter vorne gestartet, da ich im Schwimmen einfach schneller bin als einige andere. Wichtig war es mir den Tag nicht mit nassen Fuessen zu beginnen, so dass ich erst am anderen Ufer meine Schuhe an zog. Mein Top Tip ist den ganzen Rucksack in den wasserdichten Beutel und dann rueber schwimmen!
Mit trockenen Fuessen begann ich direkt los zu rennen. Motiviert und nach dem Schwimmen wesentlich besser gelaunt gab ich Gas und holte auf. Nach einiger Zeit im tieferen Jungel lief ich mein Tempo mit ca. 4-6km pro Stunde und wurde dann doch erneut von den professionellen Sportlern ueberholt. Das machte mir nichts aus, da mein Ziel, alle 4 Etappen zu beenden, fest stand. Daher lieber etwas langsamer aber bedacht.
Der Jungel und seine Berge, hoch und runter, das war genau so anstrengend wie am 1. Tag. Ich besorgte mir 2 Stoecke, die mich durch den ganzen Tag brachten. Gerade bergauf und bergab kann man sich damit super abstuetzen.
An diesem Tag ging es bei mir an meine Grenzen. Nicht nur die Berge, sondern auch flache Strecken in der prallen Sonne, forderten meine volle Energie durch 4 Checkpoint zu kommen und den Tag mit 38km zu beenden. Leider sind auch an diesem Tag einige Mitstreiter aufgrund der Hitze und Ueberanstrengung ausgeschieden.
Ich habe mich immer mit der tollen Umgebung motiviert und einfach auf meinen Koeper gehoert. Essen und Trinken richtig zu timen ist wichtig, um sein Energielevel konstant zu halten, und das gelang mir auch. Allerdings machte sich die erste Blase am Fuss breit, die mir dann von unserem netten Team am Checkpoint 3 aufgestochen und ueberklept wurde. Zum letzten Checkpoint waren es dann noch 12 km und ich versuchte so schnell wie moeglich zu laufen, da meine Fuessen wehtaten und ich meine Energie noch fuer die finalen 7km einteilen musste.
Es war bereits nach 17:30 Uhr als ich am 4. Checkpunkt angekommen war. Dort sass ein sehr erfahrener Wettbewerber, der sein Knoechel verstaucht hatte und somit ausgeschieden war. Ich hatte meine Plan im Kopf und wollte nach kurzer Pause weiter. Jedoch wollte man das ich mit allen zusammen nun ins Camp zu rueck fahre. Ich sagte dazu nur: Nein, ich gebe nicht auf, da ich morgen unbedingt die Suempfe und die Fluss Strecke mit machen moechte. Ausserdem ist das nur noch ein Tag bis zum 121km Ziel! Daraufhin begann eine 30 minuetige Diskussion darueber, wie Riskant das doch sei, jetzt wo es dunkel wird noch in den Jungel im Gebiet des Jaguars zu gehen. Ich meinte nur, ich trau es mir zu und habe keine Angst, da ich ja von 3 Sicherheitsmaennern begleitet waerden wuerde. Die Diskussion lief zwischen der Verantwortlichen Checkpoint Voluntaerin, die dagegen war und den fast nur portugisisch sprechenden Sicherheitsleuten ab, die micht gerne ans Ziel bringen wollten.
Ich hielt micht erstmal raus, da ich micht um meine Fuesse und Wasser etc. kuemmern musste. Die offizielle Bestaetigung kahm durch, doch eher ungewiss, ob das alles mit rechten Dingen zu ging. Die Brasilianer fanden meinen Ehrgeiz toll und standen hinter mir. Ich wusste es ist riskant und ich fuehlte mich unter Druck gesetzt, nun eine wichtige Entscheidung zu treffen, den die Checkpoint Voluntaerin war dagegen, aber ueberlies mir nun die Entscheidung.
Entweder mit der Gruppe sicher ins Basecamp und daraufhin disqualifiziert werden oder mit den Einheimischen durch den Tiefen Jungel im Jaguargebiert 7km einen Berg bezwingen und einen steilen Abhang zum Fluss hinabsteigen in der Dunkelheit.
Ich war so weit gekommen und ich erinnerte mich das am Abend zuvor Shirley sagte, wer bei Einbruch der Dunkelheit im Jungel ist kann und darf aber ausschließlich NUR mit dem Kontrollteam weiter laufen. Shirley motivierte micht von Anfang an und war immer sicher, dass ich ihren Jungel Marathon schaffen wuerde und somit entschied ich mich weiter zu laufen.
Mit bereits 12,5 Stunden auf den Beinen war ich tatsachlich mit 3
Brasilianern mit Kopfbeleuchtung und mit grossem Messer bewaffnet im Jungel dabei, noch tiefer in den Jungel zu gehen.
Wahnsinn!
Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! Diese Nacht war einer der tollsten Erlebnisse ueberhaupt! Genau das hatte ich mir gewuenscht, den Jungel auch bei Nacht zu erleben. Wow, unglaublich.
Mit der Stirnleuchte auf dem Kopf und einem Mann vor mir und zwei Maennern hinter mir ging es mit dynamischen Schritten voran. Der Vordermann schaute auf dem Weg nach Tieren und ich konzentierte mich auf den kleinen Lichtschein, der meinen Weg nach vorne erleuchtete. Durch das Anstralen im Dickicht sah ich viele kleine Spinnen, deren Augen leuchteten. Wow! Ich war
so begeistert und hell wach. Ich hatte kompett meinen Fusschmerzen vergessen und erlebte einfach den Moment. Die Einheimischen kannten sich aus und tatzaechlich sah einer in einem Baumloch einen Tarantel Spinne. Klasse! Die wollte ich auch gerne sehen und da war sie! Wir machten Fotos und dann ging es weiter.
Genau diese Erlebnisse habe ich mir gewuencht. Das war es warum ich bei diesem Event dabei sein wollte! Wild life pur und seine Grenzen erleben und zum Beispiel erleben, dass es keine Grenze gibt, sondern sich der Horizont erweitert und Willenskraft und Entschlossenheit mich weiter brachte.
Nach 2,5 Stunden und 7km spaeter ,die mich persoenlich sehr ermuedeten , aber unglaublich gluecklich machten, kahmen wir im Basecamp an. Etwa einem km vorher kamen mir noch 3 weitere Einheimische entgegen, um nach mir zu schauen. Habe mich sicher gefuehlt und gut aufgehoben. Sie sangen sogar ihre
traditionellen Lieder, vielleicht aber auch, um damit die Tiere fernzuhalten. Ich hatte jedenfalls Spass und wuerde mich wieder dafuer entscheiden.
Im Basecamp wurde ich mit Blitzgewitter und Kamera empfangen. Es war 21 Uhr Abends und alle waren froh, dass ich es geschafft hatte und beeindruckt, den ich war fast 15 Stunden unterwegs gewesen. Meine Freunde unterstuetzten mich und hingen meine Haengematte auf, bereiteten das Essen vor waehrend ich beim Arzt war.
Zu deren Ueberraschung war ich fit, wohlauf und nur meine Fußsohlen taten weh. Keine weitere Blase, nur leicht wund gescheuert an den Oberchaenkeln.
An diesem Abend als ich ins Ziel lief fuehlte ich mich als ob ich bereits mein finales Ziel erreicht haette. Ich war so ueberwaeltigt von dem ganze Tag, die ganze Woche…
Jetzt steht mir noch die Letzte Etappe bevor.